Bissige Bosheiten
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Bissige Bosheiten

Bühne Theater
Veröffentlicht am 10.04.2024
Helen Lagger
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Die Neue Volksbühne Bern präsentiert im Kulturhof Schloss Köniz das Stück «Glückliche Zeiten», in dem ein Familientreffen alles andere als idyllisch verläuft. Störgeräusche sind vorprogrammiert, weil da nicht nur die Zeitebenen, sondern auch die Milieus durcheinandergeraten. Und weil die angehende Schwiegertochter viel zu tief ins Glas blickt.

Der britische Autor Sir Alan Ayckbourn ist bekannt für seinen Biss. Mit «Time of my Life» schrieb er 1992 eine Art Abgesang auf das heile Familienleben. Nun bringt die Neue Volksbühne Bern den Stoff in einer berndeutschen Fassung auf die Bühne. «Glückliche Zeiten» lautet der deutsche Titel des Stücks. Und natürlich ist das zynisch gemeint, denn eine glückliche Zeit verbringen die Mitglieder der Familie eben nicht. Vielmehr werden Bosheiten ausgetauscht.

Das Ehepaar Gerry und Laura will den Geburtstag von Laura mit den beiden Söhnen und deren Partnerinnen feiern. Sohn Glyn und seine Frau Stephanie versuchen gerade, ihre brüchige Ehe zu retten. Sohn Adam stellt der Familie seine neue Verlobte Maureen vor. Diese ist nervös, denn als Friseuse gehört sie einer anderen Schicht an als die gutsituierte Familie ihres Zukünftigen. Und so blickt die auffällig gestylte Frau auch prompt zu tief ins Glas, um am Tisch zu bestehen.

Spiel mit Zeitebenen

Regisseur Angelo Nef schätzt am Stück die scharfen Dialoge und das raffinierte Spiel mit Zeitebenen. «Das Stück beginnt am Schluss des Festes – und endet mit dem Anfang der Feier.» Einer der Söhne begebe sich mit seiner Frau in die Zukunft, der andere in die Vergangenheit. «Gerry und Laura, gespielt von Marco von Gunten und Margot Utiger, bleiben zeitlich in der Gegenwart.»

Störgeräusche wie landende Flugzeuge oder eine Polizeisirene spielen in seiner Inszenierung eine wichtige Rolle. So wird der innere Stress durch Lärm von aussen szenisch zusätzlich verstärkt.

Nef inszeniert zum ersten Mal für die Neue Volksbühne Bern. Der Laienverein wurde 1956 von Josef Aeby-Zyrd, einem Herrencoiffeur, dessen Herz für das Theater schlug, gegründet. «Fast wie mit Profis» sei die Arbeit mit diesen erfahrenen Schauspieler*innen, schwärmt Nef.

//Kulturhof Schloss Köniz

Premiere: Do., 18.4., 20 Uhr

www.nvbtheater.ch

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Helen Lagger
Freie Autorin

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