Off the Record N°16 – Dino Dubois-Dragic
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Off the Record N°16 – Dino Dubois-Dragic

Begegnungen
Veröffentlicht am 28.08.2024
Dino Dragic-Dubois
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Dino Dragic-Dubois treibt die Berner Clubszene als Booker*in und Mitinhaber*in voran, hat etwa Radio Bollwerk und den soso-Space mitbegründet und ist im Vorstand der Berner Clubkommission. Auch off-the-record verstärkt Dragic-Dubois das Berner Nacht- und Kulturleben.

«Brennpunkt Schützenmatte: Drogenelend. Raubüberfälle. Gewalt» – so oder ähnlich titeln Medien seit über einem Jahrzehnt.

Geschenkt – auch ich erlebte hier unangenehme Dinge. Die «Schütz» ist ein polarisierender Ort. Und das persönliche Sicherheitsempfinden mag für Menschen, die nicht wie ich ihren Lebensmittelpunkt hier am «Bollwerk» haben und nicht wie ich männlich sozialisiert wurden, noch viel prekärer sein. Und doch erscheint mir das Vokabular, das in Berichten über die Schütz verwendet wird, übertrieben und einseitig.

Nicht zuletzt, weil doch seit Jahren versucht wird, mit kulturellen Zwischennutzungen, die den Ort beleben, Abhilfe zu schaffen. Es begann mit dem «Neustadt.Lab», das die «Schütz» jeweils in den Sommermonaten erfolgreich bespielte. Und 2018 startete ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt der Stadt, für das sich diverse kulturelle Veranstalter und Gastrobetriebe in der Nachbarschaft stark machten und zusammentaten.

Die «Schütz» soll den Menschen gehören, und nicht der Gewalt, findet Dino Dragic-Dubois. Und dies nicht nur im Sommer.
— Dino Dragic-Dubois

Doch leider rief dieser Pilot die reichen Bünzlis vom Altenberg inklusive der Hirslanden-Klinik auf den Plan. In einem langwierigen Rechtsstreit musste die Stadt klein beigeben – und die Testphase frühzeitig abbrechen. Nach zwei defizitären Wintern und nur einem mässig profitablen Sommer. Zurück blieben auf drei Jahre getätigte Investitionen der verschiedenen Projekte vor Ort, Tausende von ehrenamtlichen Arbeitsstunden von Menschen aus Kultur und Gastronomie sowie Defizite und budgetierte Ausstände.

Doch die «Schütz» ist uns allen wichtig. So machen wir trotz dieses Schlages ins Gesicht weiter und freuen uns heute darüber, wenigstens sechs Wochen im Sommer den Platz mit Kultur bespielen zu dürfen.

Die «Schütz Sommerbühne» ist das «Übrigbleibsel» des abrupt beendeten Pilots. Fünf bis sechs Tage die Woche gibt es hier Konzerte, Spoken Word, Tanz und vieles mehr. Alles ohne Eintritt und Konsumzwang, nebst Newcomer-Anlässen gibts Topshots wie Bu Nasser Touffar oder Baby Volcano. Kommt vorbei – noch bis am Samstag, den 14. September. Und hoffentlich irgendwann wieder länger als bloss sechs Wochen…

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