Eine Frau sieht rot
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Eine Frau sieht rot

Bühne Theater
Veröffentlicht am 14.02.2024
Helen Lagger
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«Medea» reloaded: Bühnen Bern tauscht im Format «X-Change» jeweils eine Inszenierung mit dem Theater Freiburg. So ist der antike Stoff nun auch in der Bundesstadt zu sehen. Adaptiert hat ihn der schweizerisch-australische Autor Simon Stone, der aus der griechischen Tragödie ein zeitgenössisches Familiendrama schuf.

Medea ist eine der tragischsten und grausamsten Figuren der antiken Mythologie: Sie bringt aus Eifersucht und Rache ihre eigenen Kinder um. Das Stück des griechischen Dramatikers Euripides rund um eine verbannte Königstochter, die alles ihrem Mann opfert und ihm schliesslich sein Liebstes nimmt, entstand 431 vor Christus. Bühnen Bern übernimmt nun im Rahmen des Formats «X-Change» das Stück des Theaters Freiburg.

Geschrieben hat es der schweizerisch-australische Autor Simon Stone, der frei nach Euripides aus «Medea» ein modernes Familiendrama schuf. Dafür liess sich Stone von einem realen Kriminalfall inspirieren, bei dem eine US-amerikanische Ärztin 1995 ihre eigenen Kinder tötete und versuchte, ihren Ehemann zu vergiften. Somit verwebte Stone griechischen Mythos und den Fall von Debora Green, die wegen der Morde zu zweimal lebenslänglich verurteilt wurde.

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Die geplagte Anna, verkörpert von Laura Angelina Palacios. ©Amelie Amei Ackerman-Kahn

Karriere vorbei, Kinder weg

Aus der Zauberin Medea wird in dieser Theateradaption Anna, eine erfolgreiche Ärztin. Die begabte Überfliegerin gibt für die Familie alles auf, während ihr Mann, der ebenso im medizinischen Bereich tätig ist, Karriere macht. Als dieser sie mit der Tochter des gemeinsamen Chefs betrügt, sieht Anna Rot. Sie versucht, ihren Mann zu vergiften. Der Anschlag misslingt und Anna kommt in eine geschlossene Anstalt. Die Rückkehr ins normale Leben will nicht gelingen, das Drama spitzt sich zu.

Die Zürcherin Laura Angelina Palacios aus dem Theater-Freiburg-Ensemble verkörpert die Hauptfigur. Dabei sei sie zuerst skeptisch gewesen: «Das Original liegt mir nämlich sehr am Herzen», so die Schauspielerin. Medea begleitet sie schon lange: Palacios hat ihre Diplomarbeit über die Version des deutschen Dramatikers Heiner Müller geschrieben und Medeas Monolog an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, wo sie studiert hat, vorgesprochen. Stones Fassung sowie die Vision der Regisseurin Kamilė Gudmonaitė haben sie letztlich überzeugt. «Anna ist eine von Schmerz und Trauer geplagte Frau, die nicht loslassen kann.»

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Helen Lagger
Freie Autorin

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