Lachen im Keller
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Lachen im Keller

Veröffentlicht am 20.12.2023
Susanne Leuenberger
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Sie setzen das Weltgeschehen und die Wahrheit ins Bild – mit Witz. Die 16. Ausgabe von «Gezeichnet» präsentiert ein Best-of von Schweizer Pressezeichnungen des Jahres 2023. Zu sehen im Untergeschoss des Museums für Kommunikation. 

Manchmal hilft ein Lachen der Wahrheit auf die Spur. Selbst wenn es im Hals steckenbleibt. So zum Beispiel in der Karikatur des Westschweizer Zeichners Jaques Vallotton, Vallot mit Künstlernamen. Er setzt das Kreuz mit der Kirche im wahrsten Sinn ins Bild: Der lange Schatten eines Priesters legt sich in Kreuzform auf das kleine Kind vor ihm.

Mit mehr Galgen-, pardon, Kreuzigungshumor kann der jahrelangen Vertuschung von sexuellem Missbrauch kaum begegnet werden, die der katholischen Kirche in der Schweiz 2023 endlich um die Ohren flog. Die rabenschwarze Karikatur erschien bei «24heures» – und ist eine von rund 250 Zeichnungen, die im Untergeschoss des Museums für Kommunikation zu sehen sind. 

Auf einen Blick 

«Gezeichnet» nennt sich der Jahresrückblick von Schweizer Pressezeichnenden, der ein Best-of von Karikaturen zu aktuellen Ereignissen zeigt. Es sei eine erfahrungsgemäss bestens besuchte Ausstellung, wie Stephan Lütolf meint: «Die Leute kommen gerne in den Keller des Museums, um zu lachen.» Der Zeichner, der unter anderem für die Social Media von «SRF» und die Satireplattform «Petarde» das Weltgeschehen illustriert, hat die Schau mitorganisiert. «Eine Pressezeichnung ist sehr direkt. Sie macht eine Sache auf einen Blick klar», erklärt er den Reiz, das Alltagsgeschehen zeichnerisch aufzugreifen.

 

«Eine Pressezeichnung ist direkt. Sie macht eine Sache auf einen Blick klar.»
— Stephan Lütolf, Zeichner

Erheiternd ist etwa die gezeichnete Begegnung eines Menschen mit einem Roboter: Ersterer denkt dabei an «künstliche Intelligenz», die Maschine nimmt im Gegenzug «natürliche Dummheit» wahr – den humoristischen Kommentar auf die zunehmende Automatisierung von Alltag und Arbeitswelt durch KI zeichnete Felix Schaad für den «Tages-Anzeiger». 

CS in Bankräubermontur

Weil das Genre Pressezeichung mit Witz arbeite, sei es möglich, bittere Tatsachen vors Auge zu führen. Auch der Krieg in der Ukraine oder in Israel und Gaza beschäftigte die Zeichner*innen: «Humor schärft und entwaffnet zugleich.»

Apropos Waffe. Mit einer solchen spielt die Illustration des in Bern lebenden Illustrators Tom Künzli: Hier steht die Credit Suisse in Bankräubermontur am Schalter der UBS und fordert die sofortige Übernahme. Auch diese Karikatur, erschienen bei «Petarde», dürfte, allem Ernst zum Trotz, für Schmunzeln im Untergeschoss sorgen. 

Die CS-Übernahme als Überfall. ©Tom Künzi
Die CS-Übernahme als Überfall. ©Tom Künzi
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Susanne Leuenberger
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Redaktionsleiterin

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