Off the Record N°4 – Dino Dragic-Dubois
Dino Dragic-Dubois treibt die Berner Clubszene als Booker*in und Mitinhaber*in voran, hat etwa Radio Bollwerk und den soso-Space mitbegründet und ist im Vorstand der Berner Clubkommission. Auch off-the-record verstärkt Dragic-Dubois das Berner Nacht- und Kulturleben.
Clubkultur war historisch gesehen immer politisch, gesellschaftlich relevant und kulturell wertvoll. Clubs waren Orte, die von Black- und Queer-Communitys gegründet wurden. Orte, wo Menschen unabhängig von Geschlecht, Klasse oder Herkunft gemeinsam einen Raum teilten, bis anhin unbekannte Musik- und Kunstformen entdeckten und dem Alltag entflohen.
Heutzutage werden die Werte, auf denen Clubkultur fusst, schlagwortmässig grossgeschrieben. Awareness oder Diversität etwa. Städte machen Initiativen, «Diversity» ist omnipräsent. Elektronische Musik füllt die Charts, die Ästhetik und Symbole der Clubkultur werden in Museen gezeigt, Aspekte davon finden längst auch ausserhalb der Clubs statt.
Dabei scheint oft vergessen zu gehen, dass echte Clubkultur vom Aussterben bedroht ist und nicht ohne Kulturgelder überleben kann. Awareness-Konzepte erarbeiten, Plattformen für Künstler*innen bieten, die teils gleich mehrfach diskriminiert sind, den Austausch zwischen Communitys fördern, Arbeitsplätze für neurodiverse Personen schaffen, Aktivismus betreiben, ein Zuhause für Subkultur und Avantgarde sein: Das alles braucht Zeit und kostet. Wirtschaftlich tragbar ist das nicht.
Dabei gehen ausgerechnet Clubs, diese Schaffens- und Inspirationsorte für Künstler*innen aus verschiedensten Sparten, bei der Förderung meist leer aus. Die heutige Verteilpraxis macht es für die ortsgebundene Clubkultur fast unmöglich, an Kulturgelder zu gelangen – von der generellen Knappheit an Fördermitteln ganz zu schweigen.
Umso wegweisender die Richtung, die die Stadt Basel einschlägt. Seit diesem Jahr kennt sie eine gesonderte Förderung für Clubkultur. Sollte dies nicht bald in allen Städten möglich sein, werden wir viele dieser wenigen, doch wichtigen Clubs verlieren. Kulturell und gesellschaftlich wird dies klaffende Wunden zurücklassen. Denn Clubs sind ein Motor für gesellschaftlichen Wandel. Sie versuchen jene Utopien zu leben, die sich die Städte und Politiker*innen gerne selbst auf ihre Fahnen schreiben.